2 Die Dauer des Prozesses festlegen

Partizipation braucht Zeit. Gleichzeitig ist es notwendig, die zeitlichen Ressourcen aller Beteiligten im Blick zu behalten. Nicht nur das Verständnis von Problemlagen, Zielsetzungen und Prozessen, sondern auch die Eingewöhnung in die gemeinsame Arbeit in einer Gruppe entwickeln sich erst im Verlauf. Außerdem müssen einzelne Aspekte detailliert besprochen werden, um den Prozess möglichst passgenau für die Einrichtung planen zu können. Ein umfangreicher Prozess verbunden mit der Fluktuation von Personen in der stationären Altenpflege sorgt dagegen für neue Herausforderungen. So können z.B. Teilnehmer:innen aufgrund eines verschlechterten Gesundheitszustands, eines Beschäftigungswechsels oder familiärer Verpflichtungen nicht über den gesamten Prozess hinweg involviert sein. Bei zu langen Zeitrahmen kann außerdem ggf. die Motivation der Teilnehmer:innen sinken, da keine direkten Erfolgserlebnisse zu erkennen sind. Daneben ist es schwieriger, bei langen Prozessen dafür zu sorgen, dass alle Teilnehmer:innen auch weiterhin gut über die Inhalte informiert sind. Deshalb ist eine ausgewogene Zeitplanung umso wichtiger.

Kernpunkte

  • Klarheit über die Dauer des Prozesses schaffen
  • Das Einbeziehen möglichst vieler Personen braucht Zeit
  • Über den Prozess kann es zu einer Fluktuation von Personen kommen

Beispiele aus dem Projekt

  • Um mit der Fluktuation der Personen in der Einrichtung umzugehen, wurde sich dafür entschieden, im Prozess laufend neue Teilnehmer:innen aufzunehmen.
  • Die Einbindung neuer Teilnehmer:innen hatte jedoch zur Folge, dass diese „abgeholt“ werden mussten. Die spätere Teilnahme sorgte dafür, dass sie den Eindruck hatten, den Prozess nicht ausreichend verstanden zu haben. Teilnehmer:innen, die nur Auszüge des Prozesses kannten, fühlten sich nicht kompetent, Entscheidungen zu treffen.
  • Aufgrund der Vielzahl von Interventionen stand das Steuerungsgremium vor der Herausforderung aufgrund von Zeitmangel Detaildiskussionen zurückstellen zu müssen.
  • Entscheidungen innerhalb des Projektes sollten in Abstimmung zwischen den Zielgruppen stattfinden. Dies sorgte für lange Entscheidungsverläufe. Deshalb konnte nicht immer “die Gelegenheit beim Schopfe gepackt” und schnell auf Neuerungen eingegangen werden.
  • Um den Kapazitäten der Teilnehmer:innen zu entsprechen, wurde die Zeitplanung der gemeinsamen Veranstaltungen auf den Nachmittag gelegt: Dies sollte dafür sorgen, dass für die Angehörigen kein Konflikt zu beruflichen Verpflichtungen aufkam und die Dienstplanung der Mitarbeiter:innen berücksichtigt werden konnte.
  • In Bezug auf die teilnehmenden Bewohner:innen zeigte es sich als wichtig, flexibel auf die jeweilige Tagesform eingehen zu können.

Handreichung zur Planung der Zeitfenster

  • Arbeitsschritte möglichst zeitsparend für die Teilnehmer:innen planen
  • Teilnehmer:innen in die Zeitplanung einbeziehen oder mit ihnen rückversichern
  • Teilnehmer:innen motivieren und daran erinnern, dass ihr Engagement wertgeschätzt wird
  • Fortwährendes Einsteigen neuer Teilnehmer:innen erlauben
  • Verbindlichkeit durch Routinen schaffen, d.h. frühzeitige Terminierungen und gleichbleibender Rhythmus (beispielsweise immer dienstags)
  • Inhalte von Treffen müssen zu den Zeitfenstern passen: Kurze Besprechungen gehen zu Lasten ausreichender Detailschärfe
  • Teilnehmer:innen Zeit für Eingewöhnung in die gemeinsame Arbeit geben
  • Den kontinuierlichen Informationsfluss sicherstellen
  • Interne Entscheidungsabläufe der Einrichtung mit dem angestoßenen Prozess harmonisieren, um insgesamt Entscheidungen zu verkürzen